WEGLESE
Knoten für Knoten
Ein Logbuch von Salem nach Salem
Angeregt durch das Kunstprojekt „Salem to Salem“ begibt sich die Autorin Karin Nowak auf eine abenteuerliche Reise. Auf dem Schiffsweg, ausgehend von Schloss Salem am Bodensee bis nach Salem im US-amerikanischen Bundesstaat New York, heuert Nowak auf Schleppern und alten Frachtschiffen an, schippert den Rhein herunter, überquert den Atlantischen Ozean, fährt den Hudson River entlang bis zum Beaver Brook.
Viele Stundenknoten reihen sich im Logbuch aneinander, erzählen von Erfolgen und Hindernissen im Vorankommen und von harter Arbeit in den Häfen. Einzigartige Begegnungen mit Menschen und Kunst verknotet sie mit offenen Fragen und Gedanken in ihrem neuen Buch WEGLESE.
220 Seiten mit Abbildungen
ISBN 978-3-00-065614-9
32,- Euro
Presseartikel
Schwäbische Zeitung vom 08.07.20: Ein Reisebericht ganz besonderer Art
Rezension
Auf Wasserwegen
Wie Karin Nowak in einer spektakulären Kunstaktion
das badische und amerikanische Salem verbunden hat
Man kann ihren Mut, ihre Bereitschaft, sich auf sehr Ungewöhnliches einzulassen, nur bewundern. Was Karin Nowak, die Frau unseres verstorbenen Freundes Werner Nowak, als eine künstlerische Performance sich ausgedacht, geplant, realisiert und jetzt in ihrem sehr bemerkenswerten Buch „Weglese“ beschrieben hat, ist Abenteuer pur.
Karin Nowak hatte 2010 an einem internationalen Kulturprojekt „Salem2Salem“ der badischen Gemeinde Salem und der gleichnamigen Kleinstadt im US-Bundesstaat New York teilgenommen. Dabei kam ihr die Idee, im Rahmen einer Kunstaktion die beiden Salems durch eine Reise über Wasserwege zu verbinden. Die Reise sollte freilich keine übliche Touristentour mit vorheriger Buchung und All-inclusive-Paket sein. Vielmehr nahm sich Karin Nowak vor, an Ort und Stelle bei den Besatzungen von Fracht- und Arbeitsschiffen anzufragen, ob eine Mitfahrt möglich ist. Kein leichtes Unterfangen, wie sich bald herausstellte. Die Reise ließ sich auch nur abschnittsweise und mit Unterbrechungen realisieren. Auf dem Rhein ging es zunächst bis Rotterdam. Den Atlantik überquerte Karin Nowak auf dem unter antiguanischer Flagge fahrenden Containerschiff „Commander“, dessen anspruchsvoller Name nicht vermuten ließ, dass es sich in Wahrheit fast um einen „Seelenverkäufer“ handelte. Die Überfahrt nach New York verlief trotzdem gut. Auch die teilweise sehr stürmische See konnte der maroden „Commander“ nichts anhaben. Von New York aus ging es den Hud-son River hinauf und zuletzt auf kleinen Flüssen bis nach Salem/NY.
Karin Nowaks Idee dieses Projektes schloss auch eine künstlerische Arbeit im engeren Sinne ein. In ein mitgeführtes Hanfseil hatte die Reisende eine große Zahl von Knoten geknüpft, welche die vielen Stunden, die sie auf ihrer langen Fahrt unterwegs war, symboli-sieren sollten. Die Seilknäuel wurden später in Eisen, dann auch in Bronze zu ausdrucks-starken Kunstobjekten gegossen.
„Weglese“ ist ein sehr persönliches Buch. Die Autorin beschreibt liebevoll und sachkundig die Sehenswürdigkeiten an den Ufern der befahrenen Flüsse, schildert eindrucksvoll die Mühen, Absagen und Erfolge beim Anheuern auf den Schiffen und die Begegnungen mit höchst unterschiedlichen Menschen auf dem Wasser und an Land, und sie lässt die Leser an den Gedanken teilhaben, die ihr während ihrer spektakulären Reise durch den Kopf gegangen sind. Sie bedient sich dabei einer lebendigen Sprache, eines kultivierten Reportagenstils, der die Lektüre zu einem anregenden Vergnügen macht. Nicht zuletzt aber zeichnet sich das Buch durch eine besonders geschmackvolle, bibliophile Gestaltung aus.
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Rolf Dieterich