Von Schloss Salem Bodensee nach Salem/ New York

Im März 2011 entwarf ich das Kunstkonzept „WEGWERK s2s“ für mein dreiwöchiges Arbeitsstipendium des internationalen und interdisziplinären Künstleraustauschs von „Salem2Salem“ – diesmal in Salem / New York.

Die Grundidee der Kunstaktion liegt in einer realen Verknüpfung der beiden Orte Salem / New York und Schloss Salem am Bodensee auf dem Wasserweg. Von einem Salem zum anderen auf Arbeitsschiffen zu fahren, war mein Ziel. Von März bis August 2011 gelangen mir die Strecken kleiner Wasserwege. In Deutschland kam ich vom Pferdewaschplatz in Schloss Salem per Papierschiff, später mit Pingpong-Bällen die Salemer- und Seefelder Aach bis zum Bodensee. In Amerika musste ich die kleinen Bäche mit ihren Zusammenflüssen auf Privatgrundstücken und in der Wildnis erst aufspüren. Auf dem Rhein selbst konnte ich nur von Breisach bis zur Schleuse „Vogelgrün“ mitgenommen werden, obwohl ich es an etlichen Häfen versuchte. Auch den Atlantik per Frachtschiff zu überqueren war nicht zu schaffen. Doch ermöglichte mir eine Reederei  die Fahrt auf dem Containerschiff „Hanjin-Amsterdam“ von Hamburg nach Rotterdam, wo der Rhein in die Nordsee fließt.

Ich musste mein Konzept abwandeln und errechnete fehlende Zeitknoten über die verschiedenen Fließgeschwindigkeiten der unterschiedlichen Gewässer, sowie Länge und Dauer der gesamten Fahrt. Am Ende versinnbildlichen insgesamt 457 Knoten des Hanfseils eine Strecke von ca. 1500 km Flussweg und 288 Stunden Atlantiküberquerung. Das Knotenknäuel aus Hanf wurde in Salem / NY mit einem eigens konstruierten Vakuumtisch in feinstem Quarzsand abgeformt und in Eisen gegossen. Die Plastiken „WEGWERK s2s I“ und „WEGWERK s2s II“ konnten Ende August in Salem / New York in der „Barnes-Gallery 2“ ausgestellt und betrachtet werden.

Anfang 2012 bekam ich plötzlich Angebote zum Mitfahren für fehlende Strecken, erweiterte mein Kunstkonzept und fuhr den ganzen Weg erneut ab.

Zunächst auf dem Frachtschiff MS „Bayrischer Wald“ von Kehl bis Duisburg, von dort mit der „ATTESA“ bis Rotterdam. Im Juli bekam ich eine Passage über den Atlantik auf dem Containerschiff „Commander“ von Hamburg nach New York. Dort hoffte ich Arbeitsschiffe zu finden, die mich den Hudson River bis Schulerville hinauf mitnehmen, um von dort die kleinen Flüsse bis zum Beaver Brooke in Salem / NY bei Salem Art Works noch einmal verfolgen zu können.

Auf dieser zweiten Reiseetappe wird „WEGWERK s2s III“ geknotet. Ein Miniaturhanfseil mit Zeitknoten des realen Weges. Damit nehme ich willkürlich Wasserproben, die samt Seilchen nach meiner Rückkehr in ein künstlerisch gestaltetes „Logbuch“ hineingearbeitet werden sollen.

Eine literarische Arbeit über die Begegnungen auf dem Weg soll folgen.